Wieso wir Geld nicht überbewerten sollten
Erfolgreich sein—ein Wunsch, den viele Zeitgenossen hegen. Die Vorstellung davon, wie beruflicher Erfolg ausschaut, ist teilweise unterschiedlich.
Meistens gibt es aber einen gemeinsamen Nenner: der Verdienst. Je mehr jemand verdient, umso erfolgreicher ist er—oder doch nicht?
Hinter dem Wunsch Erfolg zu haben, versteckt sich bei den meisten Leuten eigentlich die Vorstellung, dann endlich glücklich und zufrieden sein zu können.
Erfolg mit Geld gleichzusetzen fällt dabei einem Denkfehler zum Opfer. Denn der finanzielle Erfolg trägt nur bis zu einem gewissen Punkt dazu bei, dass wir uns glücklich fühlen.
Die amerikanische Studie von Danny Kahneman and Angus Deaton konnte nämlich zeigen, dass ab einem Verdienst von 75.000 Dollar jährlich dieser keinen Einfluss mehr hat auf unser emotionales Befinden.
Diese Summe ist nicht wenig, wird sich der ein oder andere gerade denken—aber der Punkt ist: wir sind mit 75.000 Dollar im Jahr nicht weniger glücklich als mit 200.000 Dollar. Wir glauben aber, dass wir glücklicher wären—ein Trugschluss.
„Was einer wirklich besitzt ist das, was in ihm steckt. Was um ihn herum ist, sollte nicht von Bedeutung sein.“
(Oscar Wilde)
Kommen wir nochmal zur Vorstellung zurück, dass Erfolg glücklich macht. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es sich tatsächlich umgekehrt verhält: positive Gefühle wie Freude, Heiterkeit u.ä. sind nicht einfach nur die Folge von Erfolg, sondern sie rufen Erfolg und auch Gesundheit hervor.
Angenehme Gefühle haben langfristige Auswirkungen auf unser Leben. Sie bestimmen, ob wir uns entfalten oder uns am gleichen Fleck bewegen. Wie denn? Indem sie unsere Wahrnehmung erweitern. Wenn wir gut gestimmt sind, nehmen wir nämlich einen breiteren Blickwinkel ein.
Das hat unter anderem zur Folge, dass wir kreativer sind und mehr Ideen haben für die Lösung alltäglicher Probleme. Wir sind in der Lage, sorgfältigere Entscheidungen zu treffen und effektiver zu arbeiten.
Sogar im Verhandeln sind wir dann besser. Dass solche positiven Konsequenzen beruflichen Erfolg eher fördern, liegt auf der Hand.
Und was sollten wir aus diesen Erkenntnissen für uns schließen?
Für die Jobsuche gilt: der Verdienst ist nur bis zu einem gewissen Grad für unser Wohlbefinden wichtig. Wenn der Gehalt einen bestimmten Lebensstandard abdeckt, ist es besser, darauf zu schauen, dass die Tätigkeit unseren Werten entspricht und unsere Stärken fördert und fordert. Denn das macht uns am Ende zufrieden.
In der aktuellen Arbeitstätigkeit können wir uns hingegen überlegen, welche persönlichen Stärken wir häufiger einsetzen können. Wenn eine unserer Stärken zum Beispiel Kreativität ist, können wir versuchen, diese in unseren Arbeitsaufgaben häufiger miteinzubeziehen.
Wenn unsere Stärke die Wissbegierde ist, können wir uns zum Beispiel Zeit dafür einplanen, Themen von Interesse zu vertiefen. Oder wir können uns für eine Fortbildung anmelden.
Und nicht zuletzt sollten wir weniger nach glücklichen Momenten in der Zukunft suchen als vielmehr die Gegenwart dafür nutzen, um uns gut zu fühlen. Denn wenn wir den oben erwähnten Studien Glauben schenken, wird das uns zum vielleicht erhofften Erfolg verhelfen. Und auch wenn nicht, fühlen wir uns zumindest ganz gut dabei…
JM