Wieso Feedback geben so wichtig ist
Im Artikel „Hat es das Kleid nicht in deiner Größe gegeben…?“ hatten wir bereits besprochen, dass unsere Beziehungen, Freundschaften und Arbeitsbeziehungen durch die Art, wie wir miteinander reden, entweder positiv oder aber negativ beeinflusst werden. Dazu gehört auch die Art und Weise, wie wir unserem Gegenüber ein Feedback geben.
Zum Verständnis: Unter Feedback sind sowohl negative als auch positive Rückmeldungen an unser Gegenüber gemeint. Das Feedback kann dabei sehr allgemein gehalten sein (nach A. Handrock). Wir können jemandem z.B. sagen: „Du gefällst mir.“, „Du bist super!“ oder auch „Das ist Blödsinn!“, „Das wird nichts mit dir.“.
Solche allgemeinen Aussagen wirken sich auf das Selbstwertgefühl unseres Gegenübers aus: Bei positiven Aussagen fühlt sich die Person insgesamt bestätigt. Ihr Selbstwertgefühl wird damit gestärkt.
Allgemeine negative Aussagen dagegen beinhalten eine Kritik an der Person. Das Selbstwertgefühl wird dadurch angekratzt. Gleichzeitig haben solche allgemeinen Aussagen auch eine Wirkung auf die Beziehung zwischen beiden Personen: im ersten Fall festigt es diese, im zweiten Fall wird die Beziehung zueinander gefährdet. Die angegriffene Person wird eher Abstand zu uns suchen oder uns gegenüber negativ gestimmt sein.
Wenn wir eine Person aber dazu anregen möchten, ein bestimmtes Verhalten entweder öfters zu zeigen oder von Grund auf zu ändern, ist ein spezifisches Feedback hilfreicher.
„Blumen wachsen nicht schneller, wenn man sie anschreit.“
(Barbara Fredrickson)
Schauen wir uns dazu ein Beispiel an: Lena und Martin wohnen seit einigen Jahren zusammen. Ursprünglich hatten beide vereinbart, dass die Hausarbeiten zu gleichen Teilen aufgeteilt werden. Trotzdem kommt es immer wieder zu Konflikten, weil Lena sich nach Meinung von Martin nicht genug am Haushalt beteiligt (oder umgekehrt…) und ihm dadurch Mehrarbeit entsteht. Im Streit fallen Aussagen wie „Wenn du nicht so verantwortungslos wärst…“ und „Immer wieder dasselbe mit dir!“.
Wie wir vorher gesehen haben, sind dies allgemeine abwertende Äußerungen, die als Feedback nicht geeignet sind und die andere Person nur kränken. Was zur Folge hat, dass sie noch weniger bereit ist, zuzuhören, geschweige denn sich mehr zu bemühen.
Im Gegensatz dazu sind spezifische Aussagen zielführender. Dabei wird das störende Verhalten der Person konkret und sachlich angesprochen. Zusätzlich werden die Auswirkungen dieses Verhaltens erklärt und Vorschläge für Alternativen gemacht bzw. gemeinsam besprochen.
Das kann dann folgendermaßen aussehen: „Als du das letzte Mal die Küche geputzt hast, hast du x ausgelassen. Das ärgert mich und ich gehe sofort davon aus, dass ich das übernehmen muss. Wie können wir das das nächste Mal vermeiden?“
Die Rückmeldung wird dadurch für den anderen verständlicher, er kann sich konkret etwas darunter vorstellen, sie leichter annehmen und sein Verhalten überdenken. Der Fokus liegt auf eine mögliche Lösung des Problems und der Selbstwert bleibt unangetastet.
Auch ein positives Feedback fördert gewünschtes Verhalten umso mehr, je spezifischer es formuliert ist. In unserem Beispiel würde Martin ein andermal zu Lena sagen: „Fein, dass du das letzte Mal von dir aus daran gedacht hast, den Müll runterzutragen. Dadurch konnte ich mich besser auf meine Aufgaben konzentrieren.“
Tatsächlich ist von der Lernpsychologie her schon lange bekannt, dass Lob das Verhalten des Anderen effektiver steuert als Kritik. Lernen und jegliche Verhaltensänderung werden durch Lob deutlich mehr begünstigt.
Trotzdem glauben die meisten von uns und auch viele Führungskräfte, dass sie mit Kritik und Tadel schneller zum Ziel kommen. Das „gute“ Verhalten wird dagegen als selbstverständlich und damit als nicht erwähnenswert betrachtet, ganz nach dem Motto „nicht kritisiert zu haben muss genug gelobt sein“.
Aber wieso ist Kritik als Form von Bestrafung weniger hilfreich, wenn es um Verhaltensänderungen geht? Kurzfristig bringt sie manchmal ja auch den gewünschten Effekt. Hier ein paar Gründe, die trotzdem dagegen sprechen:
Erstens ist eine der Nebenwirkungen von Kritik, dass wie gesagt die Beziehung darunter leidet. Außerdem müsste Bestrafung jedesmal konsequent und zeitnahe durchgezogen werden, was im Alltag meist nicht machbar ist. Ansonsten kann das dazu führen, dass die Person das Ausbleiben davon als Belohnung empfindet – was wiederum dazu führt, dass das negative Verhalten noch häufiger auftritt.
Ein weiterer Grund, der dagegen spricht, ist, dass das störende Verhalten damit nur kurzfristig unterdrückt wird. Es wird keine Alternative zu diesem Verhalten gelernt.
Für eine Änderung ist es aber zentral zu wissen, was man stattdessen tun kann. Das Fazit ist, dass Lernen am Erfolg bei gewünschten Änderungen des Verhaltens immer das Mittel der Wahl sein sollte, und dieses wird durch gezieltes Lob unterstützt.
Was wir uns zum Schluss für den Alltag merken können: Spezifisches negatives Feedback kann dann hilfreich sein, wenn es sich konkret und sachlich auf eine Verhaltensweise der Person bezieht und mit einem Lösungsvorschlag verbunden ist.
Dagegen ist ein allgemeines negatives Feedback nie hilfreich. Nicht für das Gegenüber, weil es sich als Person angegriffen fühlt, und nicht für uns, da wir die Beziehung zu ihm aufs Spiel setzen und auch nicht zum gewünschten Ergebnis kommen.
Ein allgemein formuliertes positives Feedback hilft uns, die Beziehung zum Gegenüber zu stärken. Er fühlt sich als Person anerkannt. Die spezifische Variante hat den gleichen Effekt; zusätzlich unterstützt sie das Lernen am Erfolg.
Also Leute, sprecht ruhig öfters mal ein konkretes Lob aus, wenn ihr beim Partner, Freund oder Mitarbeiter ein gewünschtes Verhalten wahrnehmt! Und vor allem dann, wenn ihr erkennt, dass er sich bemüht.
JM