4 Schritte, um uns bei Bedarf wieder auf Kurs zu bringen
Karl steht immer wieder vor derselben Frage: Eigentlich läuft bei ihm alles gut. Er hat zwar einen stressigen Job, kann sich aber nicht beklagen.
Er versteht sich mit seinen Kollegen gut, er hat in seiner Firma die Position erreicht, die er immer schon anvisiert hatte. Außerdem beschäftigt er sich mit Aufgaben, die er gut meistern kann.
Auch privat läuft es gut für ihn. Er ist seit mehreren Jahren mit seiner Partnerin Martina liiert, mit der er den zwei Jahre alten Sohn Jonas hat.
Klar, es könnte schon mehr Zeit da sein, um mit Martina und Jonas etwas zu unternehmen. Aber dafür hat er eine große finanzielle Sicherheit erreicht, so wie es ihm immer schon wichtig war.
Eigentlich sollte er sich glücklich fühlen. Und trotzdem…irgendwie kommt immer wieder diese Unzufriedenheit hoch. „Wieso denn?“ fragt sich Karl frustriert. Er kann sich das einfach nicht erklären. Was kann jemand wie Karl denn eigentlich tun, um zu einer hilfreichen Antwort zu gelangen?
Eine gute Möglichkeit besteht darin, sich in einem ersten Schritt einmal die eigenen Werte anzuschauen. Um dann in einem zweiten Schritt zu überprüfen, inwieweit man tatsächlich nach diesen Werten lebt.
Unter einem Wert verstehen wir hierbei eine gewählte Lebenshaltung. Ein Wert richtet unser Verhalten aus und gibt ihm eine Bedeutung.
Karl ist zum Beispiel Familiensinn wichtig. Deshalb bedeutet es ihm sehr viel, genügend Zeit mit Martina und Jonas zu verbringen.
Er möchte vor allem auch ein Vater sein, der für seinen Sohn da ist. Ganz anders als sein eigener Vater, der von Berufs wegen fast nie da war, und wenn, dann hauptsächlich seine Ruhe haben wollte.
Werte zeigen auf, welche Person man sein möchte. Wenn wir konsistent mit unseren persönlichen Werten leben, hat dies einen großen positiven Effekt zur Folge: wir werden widerstandsfähiger.
Das Leben nach den persönlichen Werten minimiert nämlich die Wirkung von Stress. Und es befähigt uns, über belastende Situationen darüber hinauszusehen und an dem dran zu bleiben, was uns eigentlich wichtig ist.
“Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller.“
(Albert Einstein)
Achtung, Werte sind nicht zu verwechseln mit Zielen! Ziele sind erreichbar, Werte dagegen können nicht wie Ziele abgehakt werden.
Sie sind wie ein Lebenskompass, der unsere Entscheidungen und tägliche Handlungen leitet. So gesehen beruhen die Ziele, die wir uns setzen, genau auf diesen Werten.
Karl hat beispielsweise das Ziel, Zeit mit Jonas zu verbringen. Dieses Ziel spiegelt den oben erwähnten Familiensinn wider. Karl versucht, Jonas jeden Abend eine Gute Nacht Geschichte vorzulesen. Er schafft es schlussendlich nur ein- bis zweimal in der Woche – die Arbeit lässt es leider nicht öfter zu.
Also, wenn du wie Karl überprüfen möchtest, wie es um deine Werte steht, gehe wie folgt vor:
Schritt 1: Kläre deine persönlichen Werte.
Frage dich, was dir für dein Leben wichtig ist und was du als Wert schätzt. Achte darauf, dass es deine eigenen Werte sind und nicht jene von anderen Personen wie z.B. deinen Eltern oder deines Umfeldes. Du kannst diesen Schritt auf verschiedene Lebensbereiche beziehen wie Arbeit, Freizeit, Beziehungen u.ä.
Schritt 2: Bestimme deinen aktuellen Standort.
Schätze ein, wie konsistent du momentan nach diesen Werten lebst. Du kannst die Einschätzung zusammengefasst für die verschiedenen Bereiche vornehmen. Am besten verwendest du dafür eine Skala von 0 bis 10.
Schritt 3: Mache einen Plan.
Überlege dir, welche Handlungen deinen Werten entsprechen würden. Denke insbesondere an solche Handlungen, die sich im Alltag gut umsetzen lassen. Überlege dir auch, was dich bisher daran gehindert hat, diese Dinge zu tun, und wie du damit umgehen möchtest.
Schritt 4: Setze den Plan um.
Verpflichte dich, diesen Plan auch in die Tat umzusetzen. Versuche, auch in stressigen Phasen engagiert zu bleiben. Dafür kannst du am besten diese vier Schritte von Zeit zu Zeit wiederholen.
Beim Überprüfen seiner Werte stellte Karl erstaunt fest, dass er bisher hauptsächlich Werten aus dem beruflichen Bereich den Vorrang gegeben hat auf Kosten von Werten in den anderen Bereichen.
Er kam zu dem Schluss, dass dieses unausgewogene Verhältnis seine Unzufriedenheit verursacht hatte, und machte sich daran, es zu ändern.
Sein erster Schritt war, mindestens dreimal die Woche pünktlich für Gute Nacht Geschichte daheim zu sein.
JM