Wieso Achtsamkeit unsere Kommunikationsfähigkeit verbessert…
Bisher haben wir die Praxis der Achtsamkeit im Zusammenhang mit Wolfgangs Qi Gong Training („Der moderne Qi Gong Kurs – Die 8 Brokate“) und mit dem Thema Gefühle und Essverhalten kennengelernt. Beide Male ging es darum, eine achtsame Haltung einzunehmen. Wie Achtsamkeit nicht nur unsere Gesundheit fördert, sondern auch unsere Kommunikationsskills verbessern kann, werden wir uns diesmal anschauen.
Unter Achtsamkeit versteht man eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit ist dabei auf etwas Bestimmtes gerichtet und erfolgt ohne Bewertung und „freundlich“. Zum Beispiel können wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf die Ein- und Ausatmung richten. Wenn uns zwischendrin auffällt, dass wir gedanklich abschweifen, denken wir uns nicht „Jetzt hab ich es wieder nicht geschafft!“, sondern sagen zu uns bewertungsfrei und auf freundliche Weise „Ok, jetzt bin ich abgeschweift“ – und konzentrieren uns wieder auf den Atem.
Hier sehen wir einen Unterschied zur Meditationspraxis: Bei der Meditation fokussieren wir die Aufmerksamkeit auf einen religiösen oder philosophischen Inhalt. Bei den Achtsamkeitsübungen hingegen kann der Fokus auf verschiedenste Dinge gerichtet werden: den Körper, die Atmung, die Landschaft u.ä.. Mittlerweile hat die Methode der Achtsamkeit sogar Eingang in der psychologischen und medizinischen Behandlung gefunden, was v.a. dem Wissenschaftler Jon Kabat-Zinn zu verdanken ist.
Was hat Achtsamkeit aber mit Kommunikation zu tun? Sehen wir uns ein Beispiel an: Ein Kunde ruft an und fordert mit aggressiver Stimmlage einen Termin, und zwar dringendst. Eine automatische Reaktion könnte eine vorschnelle Absage trotz zeitlich vorhandener Kapazität sein – da im Hintergrund die Bewertung stattfindet: „Der hat mir nicht zu sagen, wann ich Termine vergebe. Glaubt er, ich habe nichts zu tun?!“ Für das Geschäft ist diese Reaktion sicher nicht förderlich.
„Ein großer Schritt zum Ankommen im eigenen Leben ist die Erkenntnis, dass wir unsere Gedanken nicht persönlich nehmen müssen — egal, ob sie gut, schlecht oder hässlich sind.“
Jon Kabat-Zinn
Vielleicht kennt der ein oder andere diesen automatisch hochkommenden inneren Widerstand, sobald das Gegenüber bestimmend und aggressiv auftritt. In diesem Moment sind wir auf Autopilot gestellt und reagieren automatisch auf bestimmte Reize. Dass wir im Normalfall im Autopilot Modus sind, macht tatsächlich auch Sinn. Anders wäre unser Gehirn heillos überfordert. Ein Nachteil davon ist allerdings, dass das automatisch ausgelöste Verhalten nicht immer hilfreich ist.
Egal, an welchen Kommunikationstheorien man sich nun orientieren möchte: ob z.B. an Schulz von Thun, der Transaktionsanalyse oder der gewaltfreien Kommunikation. Allen gemeinsam ist, dass wir den Moment der vorausgehenden Botschaft und den Impuls, darauf zu reagieren, überhaupt erst erkennen müssen. Wenn wir diesen verpassen, können wir in der Situation auch keine Kommunikationstechniken einsetzen. Und genau da kommt die Achtsamkeit ins Spiel.
Wer regelmäßig Achtsamkeitsübungen macht, trainiert sich darin, in schwierigen Situationen die innere Bewertung zu stoppen. Die achtsame Haltung versetzt uns gleichzeitig in die Lage, unsere Aufmerksamkeit weit zu halten, so wie ein Weitwinkelobjektiv. Dadurch sehen wir statt einer einzigen Reaktionsmöglichkeit auf einmal mehrere Alternativen, auf eine Aussage zu reagieren. Anders ausgedrückt: Wir haben uns und unser Verhalten einfach besser unter Kontrolle.
In unserem Beispiel würde das folgendes bedeuten: Wir beobachten die aggressive Anfrage und unseren aufkommenden Ärger. Wir versetzten uns sozusagen in eine Beobachterrolle (Weitwinkel!) und beschreiben innerlich bewertungsfrei, was wir gerade wahrnehmen: „Hm, der Kunde bittet mich um einen Termin, der Tonfall ist laut, das löst Ärger bei mir aus.“ Diese Beschreibung ist hier für das Verständnis ein wenig ausformuliert. Natürlich ist in der Praxis eine Kurzform anwendungsfreundlicher, z.B.: „Laute Stimme…Ärger.“
In der Folge sind wir in der Lage, zuerst nachzufragen, worum es dem Kunden geht und was ihn dazu veranlasst, so aggressiv vorzugehen. Meistens werden wir feststellen, dass das rein gar nichts mit uns zu tun hat. Ganz im Gegenteil werden wir vermutlich erkennen, dass es nur mit seiner Person zusammenhängt, mit dem, was er davor erlebt hat, mit irgendeiner Form von Hilflosigkeitsgefühl. Das ermöglicht uns anschließend, mit ihm in Ruhe über mögliche Problemlösungen ins Gespräch zu kommen.
Im Übrigen ist diese Art des Denkens, unabhängige Ereignisse auf sich zu beziehen, in der Psychologie bekannt als Denkfehler „etwas persönlich nehmen“ („…glaubt er, ich habe nichts zu tun?!“).
Die Übung der Achtsamkeit hilft uns, in schwierigen Situationen offen zu bleiben. Wir lassen uns nicht zu vorschnellen Reaktionen wie z.B. Schuldzuweisungen verleiten und können besser auf das Gegenüber, aber auch auf uns selbst eingehen. Voraussetzung ist allerdings so wie bei allen Techniken die regelmäßige Übung.
Wie kannst du die Achtsamkeit üben?
Als Achtsamkeitsübung eignet sich zum Beispiel bestens die Japanische Finger Massage aus dem Einfach besser leben Videokurs „Qigong in der Schwangerschaft“. Aber auch Meditationsübungen wie Qi Gong sind im Prinzip Achtsamkeitsübungen. Interessierte finden hier den Link zu einen Anfängerkurs von Einfach besser leben.
Die Haltung der Achtsamkeit kann man auch bei alltäglichen Verrichtungen üben. Eine genaue Anleitung zur Achtsamkeitsübung beim Essen findet sich im Artikel „Beeinflussen Gefühle unser Essverhalten?“. Diese Anleitung lässt sich gut auf alle möglichen Tätigkeiten übertragen wie z.B. Abwaschen, Zähneputzen usw.
Wir sehen, es gibt zahlreiche Möglichkeiten, diese hilfreiche Haltung einzuüben.
Noch ein kleiner Tipp zum Schluß:
Macht lieber eine Achtsamkeitsübung einige wenige Minuten lang, dafür aber täglich, statt einmal in der Woche eine Stunde lang. Ihr werdet sehen, dass sich das beim Einsatz eurer Kommunikationsskills deutlich positiv auswirken wird.