Auf die Bremse getreten— Entschleunigung statt Erschöpfung

Auf die Bremse getreten— Entschleunigung statt Erschöpfung

6 Fragen, um aus der Stressfalle zu kommen

Abgesehen von all den negativen Begleiterscheinungen hatte die Zeit der Quarantäne einen entscheidenden Effekt: sie hat die meisten Menschen dazu gezwungen, ihre Lebensweise zu entschleunigen. 

Und jetzt, wo wir mehr oder weniger wieder zurück in den Alltag gekehrt sind, wird einigen umso mehr bewusst, von welchem Tempo ihr Leben eigentlich bestimmt wird. 

Der Wunsch ist groß, nicht sofort wieder in das alte Muster zu verfallen und dadurch an Lebensqualität dazu zu gewinnen. Ein guter Zeitpunkt, um eine persönliche Bestandsaufnahme zu machen und den eigenen Umgang mit Stress zu verbessern.

„Du musst nur langsam genug gehen, um immer in der Sonne zu bleiben.“

(Antoine de Saint-Exupéry)

Hier findest du sechs Fragen, die dir dabei weiterhelfen:

1. Was löst bei dir Stress aus?

Zeitdruck oder zu viele Aufgaben? Störende Telefonanrufe oder die Flut an Emails? Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen? 

Solche und ähnliche Herausforderungen führen in der Regel zu Stress. Denke dabei auch an immer wiederkehrende kleine Stressauslöser wie zum Beispiel eine langsame Internetverbindung oder den morgendlichen Stau auf dem Weg zur Arbeit. 

2. Wie reagierst du auf diese Belastungssituationen?

Wenn wir gestresst sind, treten typischerweise negative Gedanken („…wie soll ich das nur schaffen?“) und Gefühle wie z.B. Ärger, Angst, Überforderung u.ä. auf. Dazu kommen körperliche Begleiterscheinungen wie Herzklopfen, flacher Atem, Schwitzen, Anspannung usw. 

Überlege dir, wie deine Stressreaktion üblicherweise ausschaut. Denn erst wenn du deine Stresssignale erkennst, kannst du auch gezielt eingreifen, um sie zu beeinflussen.

3. Was bringst du als Person mit, was den Stress verstärken könnte?

Hier geht es einerseits um bestimmte Einstellungen, die im Umgang mit Stress nicht förderlich sind. Alles perfekt machen zu wollen oder es jedem immer Recht zu machen sind zwei Beispiele für solche Stressverstärker. 

Andererseits sind auch solche Punkte gemeint wie die eigene Belastbarkeit, die körperliche Fitness usw. Also all jene Bedingungen, die die Stressreaktion beeinflussen können.

Jetzt hast du eine persönliche Stressanalyse. Im nächsten Schritt geht es nun darum, an deinem Umgang mit Stress zu arbeiten.

4.Was kannst du für dich tun, um die akute Stressreaktion zu mildern?

Du kannst beispielsweise versuchen, dich kurzfristig runterzufahren und zu entspannen. Ein paar tiefe Atemzüge helfen genauso wie eine kurze Anspannung aller Muskeln gefolgt von ihrer Entspannung. Auch Ablenkung kann den Stress verringern. 

Richte deine Aufmerksamkeit auf etwas Neutrales wie die Sicht aus dem Fenster oder beschäftige dich gedanklich mit deinen Plänen für das Wochenende. Damit verhinderst du, dass sich der Stress aufschaukelt.

Um längerfristige Verbesserungen herbeizuführen, kannst du dir für jeden deiner Stressauslöser zusätzlich folgende zwei Fragen stellen:

5. Kannst du die Situation bzw. den Stressauslöser verändern?

Manche Bedingungen lassen sich schnell verändern. Du kannst das Handy zum Beispiel zeitweise ausschalten oder den Internetanbieter wechseln. Andere dagegen lassen sich nicht immer leicht umsetzen. 

Arbeitsaufgaben abzugeben ist gar nicht so einfach, wenn die Arbeitskollegen genauso stark eingespannt sind. Trotzdem lohnt es sich längerfristig, auch an der Veränderung solcher Stressauslösern zu arbeiten.

6. Kannst du an dir persönlich ansetzen?

Wenn die Stresssituation nicht veränderbar ist, kannst du dir überlegen, ob du etwas an deiner Herangehensweise oder an deiner Stresstoleranz verändern kannst. Bei Zeitdruck könnte es beispielsweise helfen, die Prioritäten anders zu legen. Es gibt viele Ratgeber zum Thema Zeitmanagement. Hole dir ein paar Tipps und setze sie um. 

Zu viele Aufgaben gepaart mit dem Anspruch, alles perfekt machen zu wollen—das passt offensichtlich nicht zusammen. Hier gilt es, sich bewusst für Abstriche in der Genauigkeit und der Liebe zum Detail zu entscheiden. 

Wie du dabei vorgehen kannst, erfährst du in meinem Artikel „Entkomme der Perfektionismus Falle! 4 Wege, deine Perfektionsansprüche zu zähmen“.

Und schließlich kannst du deine Belastbarkeit mit einfachen Mitteln erhöhen. Indem du zum Beispiel auf ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung achtest. Berücksichtige in deiner Wochenplanung außerdem auch Aktivitäten, die als Ausgleich zu den alltäglichen Belastungen dienen können. 

Wenn du diese Tipps beherzigst, wird es dir sicher gelingen, das Tempo runterzufahren und das Leben mehr zu genießen. Ich wünsche dir dabei viel Erfolg!

JM

4 Meinungen zu “Auf die Bremse getreten— Entschleunigung statt Erschöpfung

  1. Edeltraud Ruzek sagt:

    Ja Entschleunigung
    haben wir genossen und tun es immer noch.
    Lesen, lange aufbleiben Bridge spielen und gut leben. Scheeeee
    Oiifach scheeee

  2. Elisaveta Wagner sagt:

    Tolle Ratschläge, allen recht zu machen, ist das Problem. Werde versuchen das zu minimieren, mal schauen, ob das geht.
    Würde gerne Video über ISG- Schmerzen Übungen und Akupressur anschauen. Vielen Dank.

  3. Wioletta Ulbricht sagt:

    Hallo, danke für diesen Artikel. Das Thema ist aber auch so umfangreich! Du bist auf viele wichtige Aspekte eingegangen. Auf der einen Seite arbeite ich schon seit Jahren an der Stressbewältigung, auf der anderen Seite bleiben die Widerstände und Ausreden immer bestehen. Ich glaube der einzige Weg ist, mit Eigenverantwortung und bewußtem Denken den immer wieder neu entstehenden Problemen nicht nur entgegenzuwirken sondern mit ihnen bewußt zu gehen. Die Welt ist nicht immer gerecht und schön und man kann diese Tatsache auch nicht wegdenken oder schönreden. Man kann kann jedoch die Krisen bewußt annehmen.

    Viele Grüße Wioletta

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